Gewährleistung oder nicht?

Aus der Praxis: Schritt für Schritt Gewährleistungsfälle bei Batterien ermitteln.


Wenn Batterien den Geist aufgeben, scheint auf den ersten Blick häufig ein Herstellungsfehler nahezuliegen. Doch nur in etwa 1% der Fälle handelt es sich tatsächlich um einen Herstellungsfehler. Diese treten vorwiegend in den ersten zwölf Wochen nach Kauf auf. Mit 90% ist hingegen die Tiefenentladung durch Mangelladung die häufigste Fehlerquelle.

Aber wie gehen Sie mit einer Reklamation um und finden heraus, ob ein Gewährleistungsfall vorliegt?


SCHRITT 1: Altersprüfung / Verkaufsbelegprüfung

Liegt die Batterie noch im Garantiezeitraum?
Das Alter der Batterie gibt Aufschluss über eine mögliche Überlagerung oder ein normales Anwendungsalter.


JA: Weiter zu Schritt 2
NEIN: Reklamation ablehnen
SCHRITT 2: Prüfung der Batterieanwendung

Hat der Kunde die richtige Größe und Technologie ausgewählt?
Die Größe und Technologie müssen zur Anwendung passen, sonst reduziert sich die Lebensdauer der Batterie drastisch.

JA: Weiter zu Schritt 3
NEIN: Reklamation ablehnen
SCHRITT 3: Visuelle Prüfung

Sind äußere Schäden erkennbar?
Achten Sie bei der visuellen Prüfung auf Schadensindikatoren wie Weißbruch, auslaufende Säure, Bruchstellen, beschädigte Pole und deformierte Batteriekästen.

NEIN: Weiter zu Schritt 4
JA: Reklamation ablehnen


SCHRITT 4: Laden und Batterieprüfung mit Tester

1. Laden Sie die Batterie bei 10% der Ah-Kapazität für acht Stunden. Moderne Ladegeräte nehmen diese Ladung automatisch vor.
2. Schalten Sie im Anschluss das Fernlicht für eine Minute ohne Starten des Motors an oder lassen Sie die Batterie für sechs Stunden stehen. So entfernen Sie die Oberflächenspannung.
3. Danach können Sie eine Batterieprüfung mit einem Batterietester durchführen. Für die Interpretation des Testergebnisses benötigen Sie die Spannung (V) und den Kälteprüfstrom (CCA).

A: Fällt die Spannung nach dem Laden schnell wieder unter 12 V?

Die Spannung sollte jetzt mindestens 12,6 V betragen. Fällt die Spannung ohne Benutzung der Batterie auf 10,5 V, liegt vermutlich ein Zellenschluss und damit ein Herstellungsfehler vor.


JA: Reklamation annehmen
NEIN: Weiter zu B: Prüfung des Kälteprüfstroms
B: Liegt der Kälteprüfstrom unter 60 %?

Der Kälteprüfstrom sollte jetzt mindestens 60 % des auf der Batterie angegebenen Wertes betragen. Ist dies nicht der Fall, obwohl die Spannung mindestens 12,6 V beträgt, ist die Batterie durch Sulfatierung aufgrund von Tiefenentladung oder vieler Ladezyklen verbraucht.

JA: Reklamation ablehnen und Batterie auf Kosten des Kunden ersetzen. Die Batterie ist verbraucht.
NEIN: Reklamation ablehnen. Die Batterie war nicht vollständig geladen und funktioniert.

Wartungstipps für Ihre Kunden:

  • In regelmäßigen Abständen die Ruhespannung prüfen. Eine vollgeladene Batterie hat eine Spannung von 12,7 V. Spätestens bei einer Ruhespannung von 12,4 V (Säuredichte 1,22 kg/l) sollte nachgeladen werden.
  • Die Oberfläche der Batterie sollte stets sauber und trocken sein – andernfalls können sich Kriechströme ausbilden, welche die Batterie zusätzlich entladen.
  • Batterie und Kabelanschlüsse sind in regelmäßigen Abständen auf festen Sitz zu prüfen, gegebenenfalls nachzuziehen.
  • Kabelanschlüsse sollte immer sauber und gut gefettet sein – bei Bedarf reinigen und fetten.
  • Externes Nachladen der Batterie mindestens zweimal im Jahr beugt der Mangelladung vor.